Klimaneutralität erfordert tiefgreifende Veränderungen im Energiesystem

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Das Forschungsprojekt „NetZero2040“ zeigt, wie es bis 2040 gelingen kann, in Österreich keine klimaschädlichen Treibhausgase mehr auszustoßen: Neben dem raschen Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere der Windkraft, bedarf es der Elektrifizierung von Mobilität und Wärmeversorgung sowie umfangreicher Energieeffizienzmaßnahmen. Um dies zu erreichen, seien Politik, Gesellschaft und Industrie gleichermaßen gefordert.
Windräder im Nebel
Foto: IG Windkraft - Sibylle Maus
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts „NetZero2040“ zeigen, dass der Ausbau der Erneuerbaren bis 2030 – vor allem durch Windkraft – um 60 Prozent schneller als im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) vorgesehen, erfolgen muss.

Die österreichische Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in Österreich bis 2040 vollständig zu stoppen. Das Energiesystem ist für 80 Prozent dieser Gase verantwortlich. Wie kann es also klimaneutral gemacht werden? Die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) hat dies gemeinsam mit der Österreichischen Energieagentur (AEA) und dem Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) im Rahmen des Projekts „NetZero2040“ untersucht. Das Ergebnis: Es sind sehr rasche und tiefgreifende Veränderungen notwendig, um den Plan innerhalb der nächsten 17 Jahre umzusetzen. Das Projektteam hat dazu gemeinsam mit Stakeholdern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zentrale Treiber identifiziert, welche die Energiewende ermöglichen, und daraus vier Szenarien entwickelt. Schließlich wurde mittels Computermodellen berechnet, wie diese Szenarien mit den geringstmöglichen Kosten umgesetzt werden können. 

Die Ergebnisse zeigen, dass für das Ziel der Klimaneutralität in allen Szenarien der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung bis 2030, vor allem durch Windkraft, sehr schnell erfolgen muss – nämlich um 60 Prozent schneller als im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) vorgesehen. Und auch doppelt so schnell wie der rasante Wasserkraftausbau in Österreich im vergangenen Jahrhundert. Je nach Energiequelle sind unterschiedliche Aspekte zu berücksichtigen. „Zu viel Sonnenenergie kommt – im Vergleich zu Windkraft – unnötig teuer“, erklärt Daniel Huppmann vom IIASA, „denn Sonnenenergie hat dasselbe Problem wie Laufwasserkraft: Sie erzeugt Strom mehrheitlich im Sommer. Wind hingegen bläst das ganze Jahr über – und auch in der Nacht.“ Schreibt man die aktuelle Entwicklung fort, kann Österreich den in den Szenarien ermittelten notwendigen Ausbau von Sonnenenergie erreichen. Der Ausbau der Windkraft bleibt jedoch weit hinter der erforderlichen Geschwindigkeit zurück. 

Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien ist es laut Martin Baumann von der Österreichischen Energieagentur auch erforderlich, den Austausch fossil betriebener Fahrzeuge und Heizungen so zügig wie möglich durchzuführen. Sprich: Elektroauto statt Verbrennermotor, Wärmepumpe statt Gastherme. Das würde den Energieverbrauch drastisch senken. Ein weiteres Mittel sei die Gebäudesanierung. Aber auch Verhaltensänderungen wären wichtig: „Weniger Auto fahren, kleinere Wohnflächen und ein Rückgang der industriellen Produktion in dem Ausmaß, wie es unsere Stakeholder als machbar eingeschätzt haben, könnten den Energieverbrauch um bis zu 20 % senken“, so der Energiesystemanalyst. Synthetische Treibstoffe und Gase wie E-Fuels und Wasserstoff wiederum würden aus Strom hergestellt und hauptsächlich aus dem Ausland importiert. Sie fänden hauptsächlich dort Anwendung, wo es (noch) keine Alternativen gibt: in der Luft- und Schifffahrt und der Industrie. 

„In Summe zeigt unsere Studie ermutigende Ergebnisse: Die Erreichung des Klimaneutralitätsziels ist durchaus realistisch“, so Projektmitarbeiterin Hermine Mitter. „Allerdings verdeutlichen die Daten auch, dass zur Verwirklichung dieses Ziels umgehend sehr tiefgreifende Veränderungen auf struktureller, technologischer, institutioneller, gesellschaftlicher und individueller Ebene erforderlich sind.“ Während manche Trends in die richtige Richtung zeigten, sei die derzeitige Geschwindigkeit unzureichend. 

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