Viele Österreicher:innen steigen von Gas- und Ölheizungen auf Wärmepumpen um. Wie gut geht es der Wärmepumpen-Branche aktuell?
Kari Ochsner: Die Wärmepumpe ist das führende Heizsystem der Gegenwart und Zukunft – sie hat ihren Durchbruch unwiderruflich erzielt. Durch beträchtliche Investitionen haben wir unsere Kapazitäten massiv erhöht, Engpässe in den Lieferketten infolge von Covid-19 und dem Ukrainekrieg sind weitgehend überwunden. Die Nachfrage bei uns bewegt sich weiterhin auf hohem Niveau. Probleme macht jedoch die unklare Situation bei Förderungen, die insbesondere im wichtigen Markt Deutschland die Verbraucher verunsichert. Das schafft auch Unsicherheiten für unsere Branche.
Wie erleben Sie die aktuell dynamische und oft herausfordernde Zeit?
In seiner 150-jährigen Geschichte stand jede Ochsner-Generation vor großen Herausforderungen, die mit Bodenständigkeit, Ruhe, Zielstrebigkeit und Fleiß bewältigt wurden. Diese Tugenden helfen uns auch aktuell Kurs zu halten und unsere langfristigen Ziele im Auge zu behalten, statt auf Quartalszahlen zu schielen. Mit Wärmepumpen in so gut wie allen Leistungsgrößen bis hin zu den Industrie- und Höchsttemperatur-Wärmepumpen unseres Schwesterunternehmens Ochsner Energietechnik sind wir zudem gut aufgestellt und in allen Zielmärkten vertreten – vom Einfamilienhaus über Mehrfamilien-, Geschäfts- und Kommunalbauten bis zu Industrie- und Infrastrukturprojekten. Erfolgreich angelaufen ist auch unser Second Life-Programm, in dem wir wiederaufbereitete Gebrauchtgeräte zu günstigen Konditionen anbieten.
Wo würden Sie in der Umsetzung der Energiewende die Stellschrauben drehen?
Nach wie vor ist die Sanierungsquote viel zu gering, um die ehrgeizigen Klimaziele im Gebäudesektor zu erreichen. Was wir brauchen, ist mehr Klarheit und Verlässlichkeit in der Förderpolitik. Parallel müssen die Stromnetze weiter ausgebaut werden. Noch immer sind Smart Grids, für die unsere Wärmepumpen bereits seit vielen Jahren gerüstet sind, nicht flächendeckend verfügbar. Versorgungssicherheit und konkurrenzfähige Strompreise sind ebenfalls unerlässlich, um die Energiewende und die Abkehr von fossilen Energieträgern voranzutreiben. Für sehr wichtig halte ich auch den Blick über den Tellerrand: Es gibt enorme Energiepotenziale, die sich mit Wärmepumpen erschließen und nutzen lassen. Ich nenne mal ein paar Beispiele: Abwasser ist fast überall verfügbar und stellt eine sehr verlässliche Wärmequelle für Wärmepumpen dar. Die Abwärme aus Industrieprozessen oder Rechenzentren wird in vielen Fällen noch aufwendig vernichtet, anstatt sie über Wärmepumpen nutzbar zu machen. Die Effizienz von Nah- und Fernwärmenetzen lässt sich durch Wärmepumpen wesentlich steigern. Gefragt ist hier vernetztes Denken – bei der Politik, aber auch bei Investoren.
Als einer der ersten Hersteller in Europa begann OCHSNER Wärmepumpen industriell zu produzieren. Spüren Sie heute noch einen Vorsprung in puncto Forschung und Entwicklung Ihrer Technologie?
Ganz klar: Ja. Unsere Wärmepumpen belegen in unabhängigen Tests regelmäßig Spitzenplätze in den Disziplinen Energieeffizienz und Geräuschentwicklung bei Luftwärmepumpen. Wir bieten ein umfassendes Produktspektrum für so gut wie alle denkbaren Einsatzbereiche von Wärmepumpen an, unter anderem hat Ochsner das größte Sortiment an Warmwasser-Wärmepumpen im Programm. Um unserem guten Ruf als Technologieführer weiterhin gerecht zu werden, investieren wir rund sechs Prozent unseres Umsatzes in Forschung und Entwicklung.
Wo liegen die zentralen Ziele von Ochsner Wärmepumpen für die nächsten Jahre?
Wir setzen weiterhin auf Wachstum und den Ausbau unseres technologischen Spitzenplatzes. In den nächsten Jahren bauen wir unsere Serie Air Hawk weiter aus, um Geräte für alle gängigen Leistungsklassen anzubieten. Die vollmodulierenden, hocheffizienten Luft-/Wasser-Wärmepumpen sind sehr erfolgreich im Markt angekommen, hier erwarten wir weiterhin eine hohe Nachfrage. Auch bei den Großwärmepumpen der Ochsner Energietechnik spüren wir starken Aufwind. Die Produktion und Logistik bauen wir weiter aus. Nach Inbetriebnahme unserer neuen Logistik- und Produktionsgebäude in Haag im vergangenen Jahr haben wir 2023 das Technologiezentrum in Amstetten eröffnet, in dem wir die Ressourcen für Forschung, Entwicklung und Qualitätssicherung sowie unseres Second-Life-Programms bündeln. An einem weiteren angemieteten Produktionsstandort werden seit November die Split-Außenteile unserer Baureihen AIR und AIR HAWK gefertigt, zudem haben wir ein verkehrsgünstig gelegenes Gelände angekauft, auf dem neue Produktionshallen entstehen sollen.