Hohes Kreislaufwirtschaftsniveau bei Glasverpackungen

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Autor: Alexander Kohl

Das österreichische Glasrecycling ist im internationalen Vergleich spitze. Wie sehen Sie den Status Quo? 

DI Eva Koller: In Österreich sammeln und verwerten wir seit über 45 Jahren Altglas. Unsere Recyclingquote beträgt über 80%. Damit liegen wir im europäischen Spitzenfeld und erreichen bereits jetzt die im Kreislaufwirtschaftspaket für 2030 vorgegebenen Quoten. In Österreich hergestellte Glasverpackungen enthalten im Durchschnitt zwei Drittel Altglas und ein Drittel Primärrohstoffe. Wir können uns hierzulande auf ein ausgereiftes Glassammelsystem verlassen. Die österreichische Glasindustrie erhält zuverlässig den Rohstoff Altglas in der gewünschten Qualität und Quantität. Lebensmittelproduzenten, Getränkehersteller, Kosmetikfirmen, alle Unternehmen, die ihre Produkte in Glas verpacken wollen, können darauf vertrauen, dass der Packstoff in Österreich zur Verfügung steht. Seit wir so unmittelbar erlebt haben, wie rasch internationale Lieferketten brüchig werden können, ist der Wert des österreichischen Glasrecyclingsystems nochmals sichtbarer geworden. Zudem ist der ökologische Wert von hoher Bedeutung in Zeiten des schon so deutlich spürbaren Klimawandels. Denn dank Glasrecycling sparen wir Rohstoffe in hohem Ausmaß. Das heißt, statt der Primärrohstoffe Quarzsand, Kalk, Dolomit und Sodas setzen wir Altglas für die Produktion neuer Glasverpackungen ein. 

Sie gelten als Kreislaufwirtschaftsexpertin. Was könnte man für das österreichische Glasrecycling-System im Sinne der Kreislaufwirtschaft noch verbessern? 

Wie schon erwähnt, in Österreich recyceln wir über 80% des Altglases und Glasverpackungen enthalten im Durchschnitt über alle Formen und Farben zwei Drittel Altglas. Beide Quoten könnten wir steigern. Der Packstoff Glas ist zu 100% recyclingfähig. Unbedachte Unachtsamkeiten verringern diese wunderbare Eigenschaft. Zum Beispiel sehr fest klebende Etiketten auf Glasflaschen. Scherben mit sehr fest klebenden Etiketten werden im Glaswerk im Zuge des Sortierprozesses nicht als Glas erkannt und ausgeschieden. Das ist schade und nicht nötig. Für Circular Economy müssen wir ein Gesamtverständnis erlangen – vom Produktdesign über die Nutzungsanforderungen bis zum Recycling. Ich möchte daran arbeiten, das Wissen zu vernetzen, mit Herstellern ins Gespräch kommen, die Anforderungen der Recyclingindustrie darlegen und gemeinsam Lösungen entwickeln, die dazu führen, dass die faktische Recyclingfähigkeit von Glasverpackungen der technisch möglichen angenähert wird. 

Wo kann man hier im Detail ansetzen? 

Für die Menschen in Österreich gehört das sorgfältige Entsorgen von Glasverpackungen zur selbstverständlichen Routine. Wir wissen aber von aktuellen Sinus-Milieu-Studien, dass manche Gesellschaftsgruppen – konkret die sogenannte adaptiv-pragmatische Mitte sowie die sogenannten Hedonisten – durchaus noch mehr Altglas sammeln könnten. Hier sehe ich Potenzial für Austria Glas Recycling und ihre Partner sowie auch die Behörden und Kommunen, gezielt motivatorisch und kommunikativ zu wirken. Für eine ökologisch werthaltige und volkswirtschaftlich sowie betriebswirtschaftlich realisierbare Kreislaufwirtschaft müssen wir meines Erachtens sehr genau abwägen, wie viel Regulatorien wir einführen und wo wir den Markt gestalten lassen. Ich sehe in Europa und Österreich – bei aller Zustimmung zu den Zielen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes – durchaus auch Gefahren der zu detaillierten Ausformulierung von Vorgaben. 

Wie sehen Sie die Austria Glas Recycling für die Aufgaben der Zukunft aufgestellt? 

Austria Glas Recycling verfügt über eine 45-jährige Expertise. In meinem Team sind hochqualifizierte Expert:innen mit teils jahrzehntelanger Branchenkenntnis. Wir arbeiten evidenzbasiert, verfolgen konsequent den Pfad der kontinuierlichen Verbesserung gemäß EMAS und sind dabei in unseren Reaktionen auf Marktereignisse pragmatisch und flexibel. Das macht Austria Glas Recycling zu einem starken Player bei der Realisierung von Circular Economy in Österreich. 

Eva Koller, Geschäftsführerin Austria Glas Recycling (AGR)

Eva Koller (48) verstärkt seit 1. April 2023 neben Harald Hauke die Geschäftsführung der Austria Glas Recycling. Eva Koller verfügt über langjährige Expertise in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft, sie war unter anderem bei der ARGEV Verpackungsverwertungs-Gesellschaft m.b.H. und der Altstoff Recycling Austria AG tätig. Außerdem leitete sie als Geschäftsführerin die ELS Austria GmbH und war als Regionalleiterin für die Energie AG Oberösterreich zuständig. Zuletzt verantwortete Koller die Geschäftsführung des Entsorgungsunternehmens Brantner. Die gebürtige Wienerin hat an der Universität für Bodenkultur „Kulturtechnik und Wasserwirtschaft“ studiert. Seit 2005 ist sie Vorstandsmitglied im Verband für Kulturtechnik und Wasserwirtschaft.  

Eva Koller, AGR
Foto: Daniel Willinger

Eva Koller

Geschäftsführerin der Austria Glas Recycling

Für Circular Economy müssen wir ein Gesamtverständnis erlangen – vom Produktdesign über die Nutzungsanforderungen bis zum Recycling.
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