Herr Iro, Erdal Austria gilt mit seinen Marken als ein Vorreiter in puncto Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit in der Reinigungsmittelbranche. Wie hat sich die Überzeugung für diese Werte im Laufe der Jahre in Ihrer Unternehmensphilosophie entwickelt?
Florian Iro: Nachhaltigkeit war bei uns nie ein Trend, sondern von Anfang an Teil der Unternehmens-DNA. Wir wollen diese Einstellung dauerhaft leben – nicht nur in Produktlinien, sondern im gesamten Geschäftsmodell. Über die Jahre haben wir gelernt, dass echte Kreislaufwirtschaft nur funktioniert, wenn man sie konsequent und ganzheitlich denkt – von der Verpackung über die Rezeptur bis zur Produktion. Unsere Rezyklat-Initiative, mit der wir Altplastik aus der haushaltsnahen Sammlung wieder in den Kreislauf bringen, ist ein gutes Beispiel dafür.
Wie setzen Sie diese Philosophie in Ihren Produkten und Innovationen um?
Wir konnten zwei wichtige Kreisläufe schließen; den biologischen Kreislauf rund um das Verbrauchsgut und den technischen Kreislauf der Verpackungen. Unsere Flaschen, zum Beispiel, bestehen zu 100 % aus recyceltem Material, wie auch unser patentierter Standbodenbeutel aus Monomaterial. Darüber hinaus haben wir den weltweit ersten Trigger-Sprühkopf entwickelt, der zu über 97 % aus einem einzigen Kunststoff besteht und vollständig recycelbar ist. Diese Entwicklungen zeigen: Wir denken Kreislaufwirtschaft ganzheitlich – von der Auswahl der Rohstoffe über das Design bis hin zur Rückführung der Materialien in den Kreislauf.
Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sind heute für immer mehr Unternehmen zentrale Themen. Was braucht es aus Ihrer Sicht dazu, erste Schritte zu unternehmen?
Kreislaufwirtschaft lebt von Innovation und Zusammenarbeit. Wer starten will, sollte sich nicht scheuen, neue Wege zu gehen – auch wenn sie am Anfang komplex erscheinen. Der Schlüssel liegt darin, mit Partnern aus Forschung, Entsorgung, Verpackungsindustrie und Handel gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die wirklich funktionieren. Echte Kreislaufwirtschaft braucht gerade im Bereich Materialinnovation und Rückführung Kooperation statt Silodenken. Wichtig ist, frühzeitig Pilotprojekte zu starten, mutig zu testen und offen über Erfahrungen zu sprechen – denn echte Nachhaltigkeit entsteht nicht im Alleingang, sondern im Netzwerk. Gerade in Österreich gibt es dafür großartige Plattformen, wie das Ressourcen Forum Austria.
Das Ressourcen Forum Austria, in dem Sie seit vergangenem Jahr als Präsident fungieren, will die Ressourcenwende in die Unternehmen tragen. Welche Impulse wird das Forum in den nächsten Jahren anstoßen?
Wir wollen ressourcenschonendes Wirtschaften durch Kreislaufwirtschaft zum Mainstream machen. Dafür ist der Verein vor einigen Jahren von Vertreter:innen aus Industrie und Landwirtschaft gegründet worden. In den kommenden Jahren werden wir hier weiter gezielte, praxisnahe Initiativen setzen: Eine Kampagne, damit Kreislaufwirtschaft aus der Nische in die breite Praxis kommt, unsere Self-Assessment Tools ausrollen und weiterentwickeln, regelmäßige Praxistipps und Wissensformate anbiete sowie die zahlreichen Kooperationen im In- und Ausland verstetigen. Unsere Rolle sehen wir als Katalysator und zentrale Kompetenzstelle für praxis- und wirtschaftsnahe Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft.
Am 27. und 28. Mai organisiert das Ressourcenforum Austria im Rahmen der „Woche der Ressourcenwende“ auch das 6. Nationale Ressourcenforum in Salzburg – was wird der zentrale Fokus der Veranstaltung sein?
Das Nationale Ressourcenforum 2025 stellt die Langlebigkeit ins Zentrum. Unter dem Leitmotiv „Langes Leben für Produkte, Mensch und Natur“ lädt die Tagung dazu ein, eines der kraftvollsten, aber oft übersehenen Prinzipien der Kreislaufwirtschaft neu zu entdecken: die Langlebigkeit und den damit verbundenen Werterhalt. Wie kann sie konkret im Alltag verankert werden? Und wie lässt sich mit langlebigen Produkten in der Kreislaufwirtschaft wirtschaftlicher Erfolg erzielen? In Gemeinden, Regionen und Bundesländern, in der Wirtschaft sowie in Bildung und Wissenschaft suchen Vorreiter:innen Antworten und entwickeln Zukunftsperspektiven. Beim Nationalen Ressourcenforum zeigen sie auf, wie Werthaltigkeit, Qualität und Achtsamkeit zu neuen Leitlinien für eine ressourcenschonende und zirkuläre Zukunft werden können.