CCUS-Studie zeigt Klimaschutz-Potenzial der österreichischen Abfallwirtschaft

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Österreichs zwölf Anlagen zur thermischen Abfallverwertung verursachen jährlich rund 2,6 Millionen Tonnen CO₂ – Emissionen, die sich aufgrund steigender Abfallmengen und begrenzter Alternativen nur schwer vermeiden lassen. Die Studie WasteCCUS untersucht, wie Carbon Capture-, Utilization- und Storage-Technologien (CCUS) künftig helfen könnten, diese unvermeidbaren Emissionen deutlich zu reduzieren.
Rauchender Schlot im Sonnenaufgang
© Pixabay

Während Österreich seine Treibhausgasemissionen in den letzten Jahren insgesamt senken konnte, nahmen die CO2-Emissionen aus der Müllverbrennung von Siedlungsabfällen zwischen 2010 und 2022 um mehr als 50 Prozent zu. Heute machen sie fast vier Prozent des Gesamtausstoßes aus. Die Anlagen gehören zu den schwer vermeidbaren Emissionsquellen und gelten damit als besonders relevant für neue Lösungsansätze. Diskutiert wird vor allem CCUS, also die Abscheidung von Kohlendioxid aus Abgasen, seine mögliche Nutzung und die dauerhafte Speicherung im Untergrund. Technisch lassen sich solche Verfahren nachrüsten, doch sie verschlingen erhebliche Energiemengen und verteuern die Entsorgung.

Szenarien und politische Rahmenbedingungen
Das Projekt WasteCCUS wurde im Rahmen des Energieforschungsprogramms 2023 des Klima- und Energiefonds durchgeführt und startete im September 2024. Bislang gab es nur begrenztes Wissen zur Rolle von CCUS in der österreichischen Abfallverbrennung – das Projekt sollte diese Lücke schließen. Bewertet wurde, wie CO2 in der Abfallwirtschaft abgeschieden, genutzt oder auch gespeichert werden kann. Dafür wurden Szenarien entwickelt, die den Einfluss von Energiebedarf, CO2-Preisen und Kostenverteilung auf Wirtschaftlichkeit und soziale Verträglichkeit zeigen. Im Fokus standen nachrüstbare Technologien für bestehende Anlagen.
Ein projektbegleitender Branchenbeirat und Workshops mit Akteur:innen der Abfallwirtschaft sorgten dafür, dass technisches Wissen, praktische Erfahrungen und gesellschaftliche Erwartungen in die Analyse einflossen. Parallel dazu veränderte sich der politische Rahmen: Mit der Carbon-Management-Strategie von 2024 wurden erstmals die strategischen Grundlagen für Abscheidung, Transport und Speicherung von CO2 sowie für Negativemissionen gelegt. Die Bundesregierung bereitet ein CO2-Speicherungsgesetz vor, das ein Genehmigungsverfahren mit hohen Umwelt- und Sicherheitsstandards einführen wird. Seit 2024 gelten außerdem für größere Verbrennungsanlagen neue Berichtspflichten zu Treibhausgasemissionen und die Einbindung von CCUS-Anlagen in den EU-Emissionshandel ab 2028 wird geprüft.

Technologie mit hohem Energiebedarf
Die Ergebnisse von WasteCCUS zeigen: Am besten geeignet für bestehende Anlagen sind sogenannte Aminwäscher, die nachrüstbar sind. Diese scheiden CO2 mit Hilfe eines chemischen Absorptionsprozesses aus den Abgasen ab. Der zusätzliche Energiebedarf kann jedoch etwa ein Drittel der bisherigen Energieproduktion einer Anlage beanspruchen und betrifft sowohl Strom als auch Fernwärme. Je nach Technologievariante können die Auswirkungen unterschiedlich ausfallen: Während Aminwäscher vor allem Wärme beanspruchen, benötigen andere Verfahren mehr Strom. Dieser zusätzliche Energiebedarf müsste nachhaltig aus erneuerbarer Energie bereitgestellt werden, um die Klimaziele nicht zu gefährden. Zugleich betonen die Forschenden, dass CCUS nur dort zum Einsatz kommen sollte, wo keine effizienteren Alternativen zur Emissionsvermeidung bestehen.
Auch ökonomisch bleibt die Abscheidung anspruchsvoll. Je nach Szenario liegen die Kosten zwischen 103 und 234 Euro pro Tonne CO2. Wirtschaftlich interessant wird CCUS erst bei Zertifikatspreisen ab etwa 150 Euro im Emissionshandel. Für Haushalte werden spürbare Mehrbelastungen angenommen: Restmüllgebühren könnten je nach Szenario um 16 bis 24 Prozent steigen. Bei einer aktuellen durchschnittlichen Abfallgebühr von 104 EUR/(EW a) wären das jeweils 121 bzw. 129 EUR/(EW a). Damit rücken Fragen der sozialen Verträglichkeit in den Vordergrund, was ein entscheidender Faktor für die Akzeptanz solcher Maßnahmen darstellt.

Empfehlung: Aufbau einer Demonstrationsanlage
Bleibt also die Frage, wie sich CCUS in das Energiesystem integrieren lässt und welche Folgen die steigenden Kosten auf die Gesellschaft haben.
Um hier Antworten zu gewinnen, empfehlen die Forschenden den Aufbau einer Demonstrationsanlage als Leuchtturmprojekt. Sie soll unter realen Bedingungen zeigen, ob die Abscheidung technisch, ökonomisch und sozial tragfähig ist. Ein Blick auf internationale Projekte – etwa in Norwegen oder den Niederlanden – zeigt, dass Pilotanlagen bereits erfolgreich umgesetzt wurden.

Über das Projekt

WasteCCUS ist ein Forschungsprojekt im Rahmen des Energieforschungsprogramms 2023 des Klima- und Energiefonds. Unter der Leitung von Christa Dißauer wird es von BEST Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH in Wieselburg koordiniert. Beteiligt sind zudem die Universität für Bodenkultur Wien, vertreten durch das Institut für Abfall- und Kreislaufwirtschaft sowie das Institut für Verfahrens- und Energietechnik. 

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