In diesem Teil der Experteninterviewserie wurde mit Herrn Karl Ochsner jr., Mitglied der Geschäftsleitung der OCHSNER Wärmepumpen GmbH, gesprochen.
Die OCHSNER Wärmepumpen GmbH hat als einer der ersten europäischen Hersteller mit der industriellen Fertigung von Wärmepumpen begonnen und verfügt über bedeutende Marktanteile in Österreich, Deutschland und anderen EU-Mitgliedsstaaten. OCHSNER gilt als Technologieführer und gehört zu den bekanntesten europäischen Herstellern in der Branche. Im Werk Haag werden derzeit bis zu 8.000 Wärmepumpen im Jahr hergestellt.
Wie beurteilen Sie den Status und die Entwicklung der österreichischen Wärmepumpentechnologie allgemein und der Firma OCHSNER GmbH im Speziellen?
Zum Status der österreichischen Wärmepumpentechnologie kann man festhalten, dass sich sowohl im Neubau – und hier vor allem in den Bundesländern Vorarlberg, Oberösterreich, Niederösterreich und Burgenland – und auch im Sanierungsbereich, der Einsatz von Wärmepumpen etabliert hat. Im Sanierungsbereich ist das auf die nun höher möglichen Vorlauftemperaturen aber auch auf das gestiegene Bewusstsein für Energiekosten beim Endkunden zurückzuführen. OCHSNER macht beispielsweise nahezu die Hälfte des Umsatzes durch den Einsatz von Wärmepumpen im Rahmen von Gebäudesanierungen.
Ich sehe die Entwicklung der Wärmepumpe in Österreich, und damit auch die Entwicklung der Firma OCHSNER, weiterhin positiv. Begründet ist das unter anderem durch eine hohe Exportquote. Bei Ochsner liegt diese bei über 60%, wobei der wichtigste Auslandsmarkt Deutschland ist. Trotzdem ist der österreichische Heimmarkt auch weiterhin sehr wichtig. Er hat sich auch in diesem Jahr trotz Wirtschaftskrise gut und stabil entwickelt.
Wie schätzen Sie die öffentliche Wahrnehmung der Wärmepumpe ein?
Vor 30 Jahren musste dem Endkunden die Technologie noch genau erklärt werden und es war viel Überzeugungsarbeit notwendig. Heute ist die Technologie in Österreich in der Baubranche bekannt und auch die Kenntnis in der Bevölkerung ist mittlerweile sehr hoch. In anderen Märkten ist dieses Know-How noch nicht in diesem Ausmaß vorhanden. Bei OCHSNER wird versucht, mittels geschulter Installationspartner und einem umfassenden Webauftritt Bewusstsein für diese Technologie zu schaffen.
Wo sehen Sie die österreichische Wärmepumpen-Branche im internationalen Vergleich?
Die heimische Wärmepumpentechnologie, sowie österreichische Umwelttechnik allgemein, ist international stark anerkannt. Die Marke „made in Austria“ stellt international ein wesentliches Qualitätsmerkmal dar und die Branche ist in vielen Bereichen Technologieführer (Biomasse, Solarthermie, Wärmepumpe).
Im Wärmepumpensektor ist Österreich beispielsweise im Bereich der effizienten Direktverdampfung sehr gut aufgestellt. Allerdings ist diese Technologie international noch nicht weit verbreitet. Weiters sind heimische Unternehmen bei Luft/Wasser Wärmepumpen international stark positioniert. So gibt es beispielsweise entsprechende Systeme von OCHSNER, die auch in Minsk bei -20°C ausgezeichnet funktionieren. Neben der Technologieführerschaft ist Österreich auch im Bereich der Architekten und Planer international führend aufgestellt. Das Bewusstsein für den Einsatz von Wärmepumpen ist hier gefestigt.
Nichtsdestoweniger müssen Bestrebungen vorangetrieben werden, diesen internationalen Vorsprung auch weiterhin zu halten. Konkurrenzsituationen mit asiatischen Herstellern wie dies beispielsweise in der Photovoltaikbranche der Fall ist, müssen verhindert werden.
Wie beurteilen Sie die wirtschaftlichen und rechtlichen Voraussetzungen für die Installation von Wärmepumpen in Österreich?
Die Wärmepumpe hat den Vorteil, dass sie das kostengünstigste System darstellt. Je nach Anlage stammen 2/3 bis 3/4 der Nutzenergie aus der Umwelt. Somit wirkt sich die absehbare Erhöhung der Stromkosten nur zu einem geringen Maß auf die Energiekosten von Wärmepumpensystemen aus.
In Österreich ist im Zusammenhang mit Förderungen zu beachten, dass bei der Förderung anderer (alternativer) Energietechnologien, auch die Wärmepumpe subventioniert werden muss, da es ansonsten zu einer Marktverzerrung kommt. Diese Gleichstellung ist nicht in allen Bundesländern gegeben.
Auf europäischer Ebene wird die Wärmepumpe sehr positiv gesehen. Man hat erkannt, dass dadurch ein wesentlicher Beitrag zur Erreichung der Klimaziele geleistet werden kann. Dies ist vor allem im Hinblick auf Richtlinien, Normen und Gesetze, die in den Gremien der EU ihren Ursprung haben, wichtig.
Wo sehen Sie derzeit die größten Herausforderungen für Ihr Unternehmen?
Die größte Herausforderung liegt darin, dass der Wettbewerb in der Wärmepumpenbranche massiv zunimmt. Der Markt hat sich von einem Nischenmarkt zu einem Massenmarkt entwickelt, dadurch wird die Technologie für viele Firmen interessant. Dazu zählen nicht nur Sparten wie die klassischen Heiztechnikunternehmen, sondern auch die Klimaanlagenindustrie drängt in den Markt. Auch die Konkurrenz aus Fernost ist deutlich ersichtlich. Die Herausforderung besteht nun im Konkreten darin, die bestehenden Qualitätsunterschiede (Effizienz, Lebensdauer, Betriebssicherheit etc.) hervorzuheben und dem Endkunden entsprechend zu vermitteln.
Wie intensiv wird bei OCHSNER und in Österreich anWärmepumpentechnologie geforscht?
Die heimische Wärmepumpenbranche ist durch intensive betriebsinterne Forschung gekennzeichnet, selbstverständlich gibt es aber auch umfassende Kooperationen mit Universitäten und Fachhochschulen sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
Wesentliche Forschungsfelder im Bereich der Wärmepumpe werden in Zukunft Smart Gridsund die Integration von Wärmepumpen in dieses System sein. Dabei wird mit „Überschussstrom“ eine Wärmepumpe betrieben, die wiederum einen Wasserspeicher erhitzt und die Energie für die spätere Verwendung speichert. Weiters gewinnt die Forschung an Großwärmepumpen für industrielle Anwendungen immer mehr an Bedeutung. Hier stehen Effizienzsteigerungen und das zur Verfügung stellen von hohen Temperaturen im Vordergrund.
OCHSNER selbst investiert sehr viel in Forschung und Entwicklung um den bereits angesprochenen Herausforderungen gerecht zu werden. Dadurch ist es möglich, die bestehende Technologieführerschaft zu behaupten und noch weiter auszubauen.
In welchen Anwendungsbereichen sehen Sie die größten Wachstumschancen für die Wärmepumpentechnologie, wo sind innovative, neue Einsatzgebiete?
Neben dem bereits erwähnten Einsatz in der Gebäudesanierung ist ein immer bedeutender werdendes Einsatzgebiet von Wärmepumpen der gewerbliche Bereich. Die Überzeugung, dass Systeme, die sich im privaten Wohnbereich als effizient bewährt haben, auch einem industriellen Maßstab standhalten werden können, setzt sich immer mehr durch.
Ein weiteres wichtiges Segment das zukünftig an Bedeutung gewinnen wird, ist die Brauchwasserwärmepumpe, also eines Wärmepumpensystems nur für die Warmwasseraufbereitung. Diese wird in vielen Fällen in Kombination mit Biomasse- oder Öl/Gas- Feuerungen betrieben.
OCHSNER beschäftigt sich mit dem noch relativ unbekannten Feld der Wärmerückgewinnung aus Abwasser, da hier sehr hohes Potenzial besteht. Vor allem in Großstädten kann diese Energie mittels spezieller Wärmetauscher nutzbar gemacht werden. Studien belegen, dass bis zu 10% der Städte mit deren Abwasser beheizt werden könnten. Dies würde eine enorme Kosten- Energieeinsparung für die Bevölkerung bedeuten. Hier sind Städte und Kommunen gefordert Pilotprojekte umzusetzen und die Technologie dadurch zu etablieren.
Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft der OCHSNER Wärmepumpen? Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?
Zum Ziel haben wir uns gesetzt, dass wir neue Exportmärkte erschließen sowie in bestehenden Märkten kontinuierlich wachsen bzw. den derzeitigen Marktanteil verteidigen. Ein unserer Meinung nach wesentlicher neuer Markt ist Großbritannien, aufgrund der klimatischen Bedingungen eignen sich Wärmepumpensysteme dort sehr gut. Weitere Zukunftsmärkte sind Tschechien, Polen, Weißrussland, Ukraine und Russland. Eine Herausforderung in diesen Märkten ist, dass Investments in hocheffiziente Heizsysteme für den Endkunden in vielen Fällen nicht darstellbar sind.
Auch China ist ein sehr großer Markt. Die Wärmepumpentechnologie ist dort in etwa auf dem Stand von Österreich vor 10 Jahren. Die chinesische Regierung fördert die Wärmepumpentechnologie, denn das Potenzial wurde erkannt. Der Markt wird vor allem für heimische Komponentenlieferanten interessant sein.
Neben der Erschließung neuer Märkte will OCHSNER die Technologieführerschaft im High-End Wärmepumpensegment halten und noch weiter ausbauen. Im Vordergrund steht dabei das Produzieren von effizienten, kostengünstigen, langlebigen und qualitativ hochwertigen Geräten.
1994 - 1997: Jurastudium in Salzburg
1998 - 2000: Marketingstudium an der Bayrischen Akademie für Werbung und Marketing in Münschen
1994 - 1996: OCHSNER Wärmepumpen GmbH
1996 - 1997: Media Markt
1998 - 1999: Gericom AG
1999 - 2007: Xerox GmbH
seit 2008: OCHSNER Wärmepumpen GmbH