DI Stefan Ortner

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In diesem Teil der Experteninterviewserie wurde mit Herrn DI Stefan Ortner, Mitglied der Geschäftsführung der ÖkoFEN Forschungs und Entwicklungs GmbH, gesprochen. Er ist zuständig für Marketing, Lizenzkooperationen, Qualitätsmanagement, Entwicklung, Export Deutschland und Großbritannien sowie Nordamerika und Russland.

ÖkoFEN gilt als Erfinder der modernen Pelletsheizung und Begründer der Erfolgsgeschichte des Brennstoffs Pellets. ÖkoFEN entwickelt ausschließlich Pelletsheizungssysteme. Heute ist ÖkoFEN Europas Spezialist für Pelletsheizungen mit einer modernen Produktion und mehreren hundert Mitarbeitern europaweit. Auch über den deutschsprachigen Raum hinaus hat ÖkoFEN der Pellets-Heiztechnik den Weg bereitet. 50.000 installierte Systeme, Vertriebstöchter in 17 Ländern weltweit und bahnbrechende Innovationen geben der Spezialisierung auf Pellets recht.


Wie beurteilen Sie den Status der Pelletsbranche in Österreich im internationalen Vergleich?

Österreich, speziell Oberösterreich, ist weltweit führend im Bereich der Pelletskessel, Pellets-Heizungssystemen sowie bei der Bereitstellung von Zubehör. Rückmeldungen aus dem Ausland bestätigen diesen Standpunkt, Oberösterreich wird vielerorts als das „Silicon Valley der Pelletsbranche“ angesehen. Die Bekanntschaft heimischer Produkte ist auch in geografisch weit entfernten Märkten wie USA, Kanada oder Russland gegeben.


Worin sehen Sie die Gründe für diese internationale Vormachtstellung?

Ich denke, dass in Österreich das Heizen mit Holz eine sehr lange Tradition hat und aufgrund der hohen Anzahl an Kesselherstellern der Wettbewerb innerhalb der Branche stark ausgeprägt ist. ÖkoFEN hat zu Beginn der Firmengeschichte die erste Heizung speziell für Pellets entwickelt, aufgrund der starken Mitbewerber in der direkten Umgebung hat sich im Lauf der Zeit sehr schnell ein innovationsfördernder Wettbewerb entwickelt von dem die Branche bis heute profitiert.

Weiters sind der Brennstoff Holz, und somit auch Pellets, in der österreichischen Bevölkerung sehr positiv besetzt und auch durchwegs bekannt. Unser Kommunikationskonzept beruht sehr stark auf Regionalität und kundenbezogene Aktivitäten. Verbandsarbeit, beispielsweise in Deutschland, ist ein weiterer wichtiger Weg um die Technologie zu den Installateuren, und damit zu den Kunden, zu bringen.


Wie schätzen Sie die zukünftigen Entwicklungen für heimische Unternehmen in diesem kompetitiven Markt ein?

Bisher konnten sich die etablierten Firmen sehr innovativ zeigen. Dadurch kann, trotz dem Auftreten neuer Mitbewerber, die Vorreiterrolle heimischer Unternehmen gehalten werden. Grund dafür ist auch, dass das in dieser Branche notwendige Know-How zu einem großen Teil auf Erfahrung beruht. Somit ist auch ein Aufbau von Expertise nur durch langjährige Beschäftigung mit der Thematik verbunden und weniger mit dem Know-How einzelner Mitarbeiter.

Neu in den Markt tretende Anbieter versuchen in der Regel eine Nische im Niederpreissegment einzunehmen. Große Heizungstechnikunternehmen haben bis dato im Bereich der Pelletsfeuerungen noch keine allzu großen Ambitionen gezeigt, sollte dies in den nächsten Jahren passieren wird das eine der größten Herausforderungen für die bestehenden Akteure.


Welche Rolle spiele der Brennstoff Pellets im Rahmen der Technologieentwicklung?

(c)iStockPhoto/Ivan Ivanov

Der Brennstoff Pellets kommt ursprünglich aus den USA, da er dort bereits sehr früh für Zimmeröfen verwendet wurde. In Europa wurde dieser neue Brennstoff in Schweden aufgegriffen, ebenfalls für die Verwendung in Zimmeröfen. Anfangs problematisch für die Etablierung von Pelletsfeuerungen war die fehlende Verfügbarkeit des Brennstoffs in Österreich. Dabei handelte es sich um ein klassisches „Henne-Ei-Problem“: Die Sägewerke waren nicht bereit, diesen Brennstoff ohne fixe Abnehmer zu produzieren, anderseits lassen sich Kessel nur verkaufen, wenn der Brennstoff ausreichend vorhanden ist. Diese Problematik wurde dadurch gelöst, dass zur Überbrückung Pellets aus Skandinavien importiert wurden um die Verbreitung von Pelletskesseln zu forcieren. Nachdem man dann gesehen hat, dass diese Technologie gut angenommen wird, ist dann auch die heimische Sägeindustrie in die Pelletsproduktion eingestiegen.

Wichtig für die weitere Entwicklung waren die Normierung des Brennstoffs und dessen laufende Kontrolle in der Praxis. Diese wurde in Österreich stark vorangetrieben, in anderen Ländern ist eine laufende Qualitätskontrolle des Brennstoffes noch nicht Realität.


Wie beurteilen Sie die Fördersituation in Österreich im Bereich der Pelletsheizungen?

Ich sehe das so, dass wir in Österreich in den letzten Jahren gute Unterstützung gesehen haben. Weiters ist eine konstante Förderung entscheidend, da nur dadurch Planbarkeit für Hersteller und Kunden gegeben ist. Förderung ist meiner Meinung nach auch deswegen notwendig, weil der Brennstoff feuerungstechnisch schwieriger zu verwerten ist als beispielsweise Öl oder Gas. Je nach Bundesland amortisiert sich eine Pelletsanlage (abhängig von der konkreten Ausgestaltung und Fördersituation) in rund fünf bis sechs Jahren.


Welche Märkte spielen für Ihr Unternehmen wichtige Rollen?

Österreich ist sicher der am weitesten entwickelte Markt, hier hat die Pelletsheizung einen Marktanteil von rund 14 % am Heizungsmarkt. Danach ist sicher Deutschland zu nennen, wobei hier der Marktanteil bei nur mehr 1-2 % liegt. Da gibt es noch viele Regionen, in denen die Pelletsheizung noch weitgehend unbekannt ist und Pionierarbeit notwendig ist. Ein weiterer relevanter Markt ist Frankreich, der mittlerweile größte Exportmarkt für ÖkoFEN. Belgien und Spanien, sowie auf lange Sicht gesehen Nordamerika bilden weitere wichtige Märkte für uns. Vor allem in Nordamerika ist das Potenzial aufgrund der hohen Anzahl an alten Ölheizungen sehr groß.


Welche Rolle spielen Forschung und Entwicklung in Ihrem Unternehmen?

(c) ÖkoFenDerzeit wird von vielen Herstellern, so auch von uns, versucht, den Komfort für die Kunden zu erhöhen, sodass eine Pelletsheizung auch hinsichtlich der Komfortaspekte eine Alternative zu Öl- oder Gasheizungen darstellen kann.

Unser Ziel muss es sein, ganz neue Wege für die Pelletsheizung zu gehen. Dies wird bei ÖkoFEN unter anderem durch die Entwicklungen zur dezentralen Stromerzeugung mittels Pelletsheizungen realisiert. Weiters ist die Effizienz von Anlagen ein wichtiges Thema, die Weiterentwicklung von Brennwertkesseln spielt hier die entscheidende Rolle.

Unsere rund 20 MitarbeiterInnen der Forschungs- und Entwicklungsabteilung arbeiten sehr eng mit dem Kundendienst zusammen. Dies gewährleistet ein schnelles Feedback aus erster Hand und ermöglicht eine effiziente Realisierung von Optimierungspotenzialen.


Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft der ÖkoFEN GmbH? Welche Ziele haben Sie sich für welchen Zeithorizont gesetzt?

Ein klares technologiebezogenes Ziel ist es, bei unseren Standardprodukten die Effizienz noch weiter zu steigern. Weiters wollen wir die Stromerzeugung mittels Pelletskesseln auf ein Niveau bringen, dass für alle Kunden eine gangbare Alternative darstellt. Wichtig ist es hierbei, die Kosten für den Kunden in einem Rahmen zu halten, der eine breite Realisierung ermöglicht.

Auf das allgemeine Umfeld bezogen ist es eine wichtige Herausforderung, dass die rechtlichen und förderungsbezogenen Voraussetzungen konstant gehalten werden können um sinnvolle Planbarkeit zu gewährleisten.

Auch dem schnellen Wachstum in machen Märkten muss nachgekommen werden, auch das sehen wir als eine Herausforderung der wir uns gerne stellen. Wichtig ist dabei, dass das Know-How bei den Installateuren vor Ort ebenfalls mitwächst, sodass eine gleichbleibend gute Qualität der Anlagen gewährleistet werden kann.

 

DI Stefan Ortner

(c) ÖkoFEN

geboren 1983 in Rohrbach, Oberösterreich

1999 bis 2003: Ausbildung zum Metall Facharbeiter

2003 bis 2004: Nebenberufliche Fortbildung zur  Studienberechtigung

2005 bis 2009: Studium Innovation und Produktmanagement FH Wels

07/2007 bis 02/2008: Studium Management und Marketing - San Diego State University, USA

seit 2009: Exportmanager, ÖkoFEN Forschungs und Entwicklungs GmbH

seit 2010: Mitglied der Geschäftsführung der ÖkoFEN Forschungs und Entwicklungs GmbH (zuständig für Marketing, Lizenzkooperationen, Qualitätsmanagement, Entwicklung, Export Deutschland und Großbritannien sowie Nordamerika und Russland)

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